motörhead-ballade für unsere jungens in afghanistan

16Apr10
Motörhead: 1916 (1991)

Motörhead: 1916 (1991)

aus gegebenem anlass widme ich hier unseren heldenhaften freiheitskämpfern in afghanistan folgenden song:

Motörhead: „1916“ (3:45)

der ist natürlich schon an sich ein interessanter song, da er aus dem üblichen motörhead-rumpelrock-schema herausfällt (das, mit verlaub gesagt, auch nach über 30 jahren immer noch frisch ist). es ist nämlich eine waschechte anti-kriegs-ballade von motörhead — ja richtig, lemmys reibeisenstimme zu marschrhythmus und geigenklang. lemmys, äh, gesang ist zwar erwartungsgemäß nicht ganz sauber (wer hätt’s gedacht), aber seine glaubwürdig verbrauchte reibeisenstimme macht dieses lied zusammen mit dem wahrheitsgetreu desillusionierten text zu einem der wenigen aufrichtigen lieder über krieg, bei denen dar vorsatz „anti“ gerechtfertigt ist (obwohl auch nicht ganz frei von dieser kitschigen und erzbösen kriegsromantik).

Ein deutscher Held von 1916

Ein deutscher Held von 1916

hier der von mir übersetzte text:

sechzehn war ich, als ich in den krieg zog,
für ein land zu kämpfen, das bereit war für helden.
gott an meiner seite, eine knarre in der hand,
jagte ich meine tage bis zum letzten.
und ich marschierte und kämpfte, ich blutete und starb
und wurde nie einen tag älter.
doch ich wusste da schon: ein jahr bei der truppe
war ein reichlich langes leben für einen soldaten.

freiwillig waren wir alle, schrieben unsere namen nieder
und machten uns zwei jahre älter.
begierig aufs leben, und den anderen voraus,
bereit für die seiten der geschichtsbücher.
und wir rauften und kämpften, und hurten herum,
bis wir zehntausend waren, schulter an schulter.
ein durst nach dem hunnen, wir waren futter für die kanone,
und das ist das, was man ist, als soldat

mein freund schrie auf, und er sank auf die knie,
und er rief, blut hustend, nach der mutter.
und ich fiel neben ihm, und so starben wir
aneinander geklammert wie kinder
und ich lag in dem matsch, dem gedärm, und dem blut
und weinte, als sein körper kalt wurde
und ich rief nach meiner mutter, doch sie kam einfach nicht
dabei war ich nicht schuld, und ich konnt nichts dafür.
der tag nicht halb um und zehntausend tot,
und jetzt erinnert sich niemand mehr, wie wir hießen.
und das ist das, wie es ist, als soldat

aber natürlich ist dieser song im grunde nur ein aufhänger, um nun auch mal seinerseits den massenmedien mit ein wenig gegenpropaganda entgegenzuwirken. also jetzt mal runter mit der rosa brille, so sieht’s nämlich wirklich aus:

Gott sei Dank kein Deutscher.

Gott sei Dank kein Deutscher.

WAS, meine herren politiker, habt ihr euch eigentlich gedacht, als ihr truppen in ein seit jahrzehnten von krieg und bürgerkrieg zerrissenes land in zentralasien schicktet? es war von anfang an klar, dass das nur in ein fiasko münden konnte. ein paar schulen aufbauen, brunnen ausheben, und eine schöne islamische demokratie nach westlichem vorbild aufbauen? und natürlich auch noch die bösen taliban ausrotten bzw. zu bekehren. okay, das sind zwar hehre ideale, da bin ich grundsätzlich auch für, aber von politikern erwarte ich mehr als ideale, nämlich kompetenz. (der kleine böse mann in meinem kopf sagt: diese ganzen ideale sind wie immer vorgeschobener quatsch, im endeffekt geht es nur um wirtschaftliche interessen und um statussymbole in der internationalen gemeinschaft.)

aber gut, diese hirnlosigkeit und verlogenheit der politik bin ich inzwischen ja gewohnt. was mich aber ECHT zum kotzen bringt — und ich verwende diesen ausdruck bewusst und mit bedacht –, was mich wirklich sauer macht, dass ist dieses plötzliche allgemeine entsetzen, wenn es mal ein paar tote gibt. pardon, ich meine natürlich: tote deutsche. ja, diese dumme sache mit den paar 125 ±x toten afghanen wird natürlich und brutalstmöglich aufgeklärt — aber so richtig drängt die aufklärung ja doch nu doch nicht, sind halt nur dreckige paschtunen, gelt. während über die drei toten deutschen vom karfreitag und die vier von heute lang und breit berichtet wurde — trauerfeier hier, betroffene merkel da –, erfuhr ich nur in einer kleinen randnotiz über die fünf bis sechs afghanischen sicherheitskräfte, die karfreitag wenige stunden nachdem spaghetti incident versehentlich von deutschen soldaten erschossen wurden. kann ja mal passieren, folks!! nix für ungut, so is‘ dat halt im krieg! (aber macht man sich so freunde?)

Die schönste Form von Dynamik

Die schönste Form von Dynamik ist, wenn die Internet-Werbung gut zum Artikel passt

ja, krieg, leute — krieg! (wenn auch offiziell nur umgangssprachlich, nicht hochdeutsch. aber immerhin nicht mehr nichtinternationaler bewaffneter konflikt). inzwischen begreift man’s ja auch langsam hier, was da tatsächlich passiert, aber nur allzu langsam. denn es ist nun einmal so, dass im krieg leute sterben, und zwar nicht nur die anderen, sondern auch — huch! — die eigenen soldaten. wenn man sich also entscheidet, soldaten in ein bürgerkriegsgebiet zu entsenden, dann muss man auch damit rechnen, dass einige von ihnen eines schrecklichen, schmerzhaften, blutigen todes sterben. (kleines böses männchen im kopf: hat man ja auch, nur darf man das der dummen bevölkerung nicht erzählen, weil sonst wird man ja nicht wiedergewählt.) ein toter deutscher ist keine tragödie — er ist ein, wie heißt es so schön: kollateralschaden. tja: that’s how it is for a soldier.

ganz besonders regen mich in diesem zusammenhang die massenmedien auf — was haben die für ein interesse, deutsche tote zu tragischen helden der freiheit hochzustilisieren? (böses männchen: die öffentlich-rechtlichen kriegen ihr geld von der politik, die privaten versuchen werbeeinnahmen zu erzielen, und die traurige wahrheit hält die schäfchen nicht vor der glotze, und die global player mit ihren angegliederten rüstungsfirmen lassen dann sicher auch weniger geld springen, z.b. daimler-benz, der größte deutsche waffenexporteur.)

John Heartfield: Krieg und Leichen (1932)

(John Heartfield, 1932)

tja, jetzt ist das geheule groß, und alle wollen „unsere jungs“ (d.h., die armen seelen, die doof genug waren, sich für eine lächerliche gefahrenzulage psychische schäden fürs leben zu holen) aus diesem mordor herausholen. ehrlich gesagt, ich habe keine ahnung, ob das eine gute idee ist; der einsatz hat sicher für viele afghanen temporär verbesserte lebensbedingungen geschaffen. aber dass sich dort „selbsttragende sicherheit“ (dauerwesterwelle) herausbilden könnte, das ist vollkommen hirnrissig und illusorisch.

da das ergebnis also dasselbe ist, ob man die leute früher oder später heimholt, kann man nur sagen: raus aus afghanistan, und lasst die leute da ihre probleme selbst lösen. das ist nämlich das grundsätzliche problem mit uns westlichen demokraturen: dass wir andere kulturen so behandelt, als wären sie geistig zurückgeblieben.

so, und jetzt her mit euren verkopften hirngewaschenen kommentaren, deutsche!

ps. wo ich schon beim thema bin: auf wikileaks.com gibt’s ein hübsches video, bei dem man einen guten eindruck der täglichen arbeit von us-soldaten im irak kriegt. nur für starke nerven, mir ist mein schauen echt schlecht geworden. das us-militär findet dieses video aus irgendwelchen gründen nicht so gut.

pps. und noch mehr unschöne audiovisuelle wahrheiten aus afghanistan gibt’s in der serie „a picture is worth a thousand words“ auf rainbowwarrior2005. again, nichts für schwache nerven.

ppps. es ist allzu leicht, aus der bequemlichkeit eines vollgefurzten sessels heraus soldaten als unmenschliche, herzlose maschinen anzusehen. sie sind genauso opfer des krieges wie diejenigen, die sie töten.

pppps. was mich auch aufregt: diese bescheuerte wortklauberei, vor allem „nichtinternationaler bewaffneter konflikt“ ist einfach absurd: afghanen vs. deutsche, soll das nicht international sein? zynischerweise war der afghanische bürgerkrieg ursprünglich tatsächlich nichtinternational, aber eben durch dieses blödsinnige eingreifen ist es das eben nicht mehr. aber gut, ich bin ja nur ein einfacher mensch und kein neunmalkluger jurist, die müssen’s ja wissen.

pppps: nett auch der body count auf der auch sonst empfehlenswerten seite unknownnews.com.



5 Responses to “motörhead-ballade für unsere jungens in afghanistan”

  1. der positive vote freut mich.

  2. 2 Spatzenschrot

    „Gott sei Dank kein Deutscher.“

    Du bist so abgefuckt.

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