pvc: some kind of fun (demo, 1979) + abschiedskonzert?

23Jan10

to any english-speaking readers: i have just noticed that PVC has announced its farewell concert for THIS FRIDAY, for chrissake! after 33 years of punkrockin‘! damn!! please scroll down for an english summary.

über PVC muss ich wahrscheinlich nur wenig worte verlieren, davon gehört haben sollte jeder, und die meisten major-releases sind auch auf den einschlägigen seiten im netz runterzuladen. allerdings gibt es im ganzen großen weltweiten netz außer den live-samplerbeiträgen keine einzige frühe aufnahme von pvc zu hören — ein echtes manko, geben doch die industrieplatten kaum den geist der frühen pvc wieder. außerdem habe ich vor kurzem erfahren, dass pvc in wenigen tagen ihr möglicherweise letztes konzert geben. hier deshalb eine hübsch rotzige coverversion aus dem jahre 1979, stilvoll im proberaum aufgenommen.

PVC: 77-79 (cover)

PVC: 77-79 (cover)

PVC: „Some Kind of Fun“ (2:08) — demo, proberaum 31.01.1979
von 77-79 (2xLP, Rotten Totten RTR 13/14)

download — 192 kbit/s, 3.1 MB

wie gesagt, ich muss nicht viele worte verlieren über pvc. natürlich will ich aber viele worte verlieren, blogs sind schließlich dazu da, das internet nach herzenslust mit subkulturgut vollzumüllen. außerdem ist es eine freude, pvcs lange und bewegte bandgeschichte zu erzählen: es kommen diverse illustre gestalten der rock-, pop- und kunst-geschichte vor, komplett mit todesfällen und mordschlägen, ich erzähle sie also gern.

PVC an der Berliner Mauer (1978)

pvc i, die urformation (berliner mauer, 1978); v.l.n.r.: meijer (git, voc), schaller (bass, voc), raymond ebert (git, voc), jürgen dobroczek (dr)

wie jeder weiß, sind pvc berlins punk rocker der ersten stunde, gegründet im märz 1977 durch Gerrit Meijer, Knut Schaller und Raymond Ebert, kurz nach dem ersten punk-konzert in berlin, dem der Vibrators.

Jäki Eldoras legendärer Iggy Pop-Beinlecker, Akademie der Künste Berlin, 12.09.77

jäki eldorados legendärer iggy pop-beinlecker, akademie der künste, berlin, 12.09.1977

noch im selben jahr hatten pvc erste auftritte, zunächst im proberaum, alsbald auch u.a. als vorband der vibrators und am 12. september von Iggy Pop — genau, klugscheißer, das ist jenes konzert mit Jäki Eldorados legendären „beinlecker“ , welcher übrigens auch für einige proben sänger von pvc war (jäki, nicht der beinlecker).  die band half auch anderen bands der „schöneberger“ szene mit proberaum, equipment und als gastmusiker aus.

alsbald empfand die band den begriff „punk“ aber als zu einengend und nannte ihre musik fortan „Wall City Rock“ (hier ein live-video dieses songs von 1978) — in liedform neben „Berlin by Night“ sicherlich ihr bekanntester song. im grunde waren pvc nie wirklich punk, sondern eher rock’n’roll-punk im stile der Heartbreakers und natürlich der vibrators — meine songauswahl, „some kind of fun“, zeigt das deutlich. den song kennt wohl jeder, vom urheber hatte ich noch nie gehört — Chris Montez war’s 1963 (hier ein feines live-video von 1992). montez‘ erster und größter hit, „let’s dance“, ist in der ramones-fassung wohl der prototyp aller punk-coversongs.

zwar wurden pvc schon bald nach ihrer gründung von Barry Graves im berliner radio gefeatured (dabei wurde auch ein zusammen mit den vibrators produziertes demotape abgespielt), sie spielten auch auf den ersten deutschen punkfestivals — doch scheiterten die versuche, eine eigene platte herauszubringen. (es existiert allerdings eine platte von der 60. aktion des wiener aktionskünstlers Hermann Nitsch im april 1978, einem blut & gedärm-gematsche, zu der pvc den hintergrundkrach produzierten. die würde ich ja zu gerne hören — kann mir das mal ein mitfühlender freak irgendwie zukommen lassen? kam übrigens 1996 nochmal als cd auf einem italienische label raus).

PVC II: 1980-1984

pvc ii (1980-1984)

frust setzte ein, und im september 1979 gründeten gitarrist meijer und sänger trevor watkins die gruppe White Russia (eine single zwei lps 1981/82, siehe hier), während knut schaller pvc weiterführte und schließlich, endlich, 1982 die erste selbstbetitelte platte herausbrachte. allerdings war dieses rca-major-produkt ziemlich glattgebügelter, massentauglicher, waviger rock — gefällig anzuhören, aber doch ohne die fulminante energie, die pvc in den 1970ern an den tag legten. die platte ging vermutlich im ndw-hype unter, dafür legte das berliner label Good Noise 1983 die doppel-lp PVC 77 (alias Live) mit demo-aufnahmen aus dem jahre 1977 auf, auf dem pvc in all ihrer jugendlich-punkigen power zu hören waren. nach einer weiteren platte auf rca hatte schaller die schnauze von der industrie voll, und die band löste sich das erste mal auf.

pvc iii: 1988-1990

pvc iii (1988-1990)

Ende 1988 gab es dann die erste reunion, in 77er originalbesetzung. Conny Konzack, manager der inzwischen aufgelösten nahm sich ihrer an (heute angeblich dröhnemeyer-manager und, äh — sport1.de-blogger?). Bela B. veröffentlichte mit pvc eine single namens Pogo Dancing. pvc waren ebenfalls backing-band bei belas und Wiglaf Drostes coprodukt Grönemeyer kann nicht tanzen (nach einspruch des poppapstes  zu Herbert kann nicht tanzen anonymisiert); danach verlor konzak allerdings das interesse an der band, und das geplante album kam 1990 nur als mini-album Back with a Bang heraus — wider den willen der band wieder einmal zu glatt.  kurz vor veröffentlichung des albums starb knut schaller an aids, und nach weiteren tiefschlägen löste sich die band ein jahr darauf ernaut auf. mitte/ende der 1990er brachte Incognito zwei cds mit alten demo-aufnahmen heraus — die Punk Rock Berlin entspricht der 77/live doppel-lp minus cover-versionen, die Wall City Rock enthält songs aus dem jahre 1979.

pvc & bela b., 1989

pvc mit bela b. (1989)

das dritte kapitel beginnt 2004, als gerrit meijer mit den Shocks zwei gigs mit pvc-songs zum besten gab. das hat kam so gut an, dass man unter dem namen Gerrit Meijer and the Rock’n’Roll Stalinists eine promo-cd aufnahm; allerdings hatten die shocks bald bedenken und stiegen aus. gerrit aber hatte wieder blut geleckt, und seit ende 2005 ist er mit drummer Tom Peterson (schlagzeug) und Stefan Schneider alias Steiff von Stromsperre (bass) wieder unter dem alten Namen aktiv — letzterer wurde aber bald durch Robby Linke ersetzt.

happy fucking easter 2008 im wild at heart, berlin: stattmatratzen, pvc & texas terri

happy fucking easter 2008 (wild at heart, berlin): stattmatratzen, pvc & texas terri

pvc gibt seitdem fast wöchentlich konzerte in berlin und umgebung.  2008 spielten pvc auf höhnies Punk am Ring-festival, und 2009 auf Force Attack. ich hatte das glück, sie 2008 beim Happy Fucking Easter 2008 im Wild at Heart zusammen mit der einzigartigen Texas Terri und den Stattmatratzen (wer diese nicht kennt — herrlich rotziger straßen-girl-punk, sehr zu empfehlen, momentan crème des berliner punks) zu sehen — seit langem wieder mal ein richtig geiles Punkkonzert: gefühlte 40°C und eine tobende, pogende meute… herrlich.

sogar eine kleine plattenflut erschien jetzt: 2006 kaum auf Rotten Totten die doppel-lp 77-79 raus (mit anderen aufnahmen als den bereits veröffentlichten), 2007 veröffentlichte incognito die Anthology 1977-2007, eine weitere doppel-lp mit previously unreleastem live-, studio- und demo-material aus der 30-jährigen bandgeschichte (sabber, du sammler!), und 2009 erschien schließlich eine live-split namens Berga by Night mit den mir schleierhaften Troublekid, aufgenommen bei einem konzert in 2007. die platten sind allesamt limitiert, werden aber im incognito-shop z.Zt. noch feilgeboten.

pvc heute: v.l.n.r. tom petersen (dr), gerrit meijer (git, voc), robby linke (bass)

pvc heute (2007); v.l.n.r.: tom petersen (dr), gerrit meijer (git, voc), robby linke (bass)

im mai letzten jahres gaben pvc dann gar eine mini-tournee in new york — heimstadt der seit langem mit pvc befreundeten Joy Ryder. laut pvc-myspace-blog verlief das ganze ziemlich chaotisch und war von diversen morden und todesfällen begleitet… pvc haben’s aber überlebt und sind heute, über dreißig jahre nach ihren anfängen, immer noch für einen unterhaltsamen punkrock-abend gut.  tja, die jungs sind halt echte kerle: 2008 habe ich miterlebt, wie drummer petersen mit frisch gebrochenem arm aus dem krankenhaus kam und Rick Allen-mäßig sein set malträtierte. dat is  rock’n’roll, pussies!

wer pvc noch sehen will, sollte sich allerdings sputen — findet doch in knapp einer woche, am freitag, den 29. januar 2010, im White Trash das laut offizieller webseite „vorläufig letzte konzert“ statt… für lumpige 6 € eintritt. solltet ihr dieses wochenende also zufällig in berlin sein, na denn nix wie uff zum white trash, wa (sehr netter laden übrigens). und sagt euern retro-punk-bekannten mutanten bescheid!

so. uff. wer noch nicht genug hat: noch mehr info gibt’s auf der offiziellen  bandseite sowie der myspace-seite von pvc.

ich habe gesprochen.

no way, my dear english-speaking readers, i’m much too lazy to translate this mega post novel. just a few things about this great band that you’ll surely know: PVC formed in march 1977 and is one of the first german punk bands. It is also, after a  movemented and vicissitudinous — thanks, leohistory featuring two break-ups and reunions, still active today with the original guitarist and now also singer Gerrit Meijer. most of their studio releases can be found on the web, but they are polished and softened up major products. up to now, there was no place where you could listen to pvc in their 1970s formation, when they really kicked ass. the song i selected is a demo recording from january 1979, a cover version of Chris Montez‚ 1963 minor hit „Some Kinda Fun“. (his biggest hit, „Let’s Dance“ (1962), was covered by the Ramones, who created the prototype of all punk cover songs in doing so.)

as ich bin ein berliner, i had the pleasure to see pvc live several times these last years, and i can tell you that they really know what they’re doing. their Happy Fucking Easter 2008 concert with Texas Terri and the great snotpunk girls Stattmatratzen was one of the greatest concerts i’ve ever been to.

now, the (sad) news: the last occasion to see pvc live may well be in a few days, as they have announced their — for the time being — last concert for this friday, january 29th, at the berlin club White Trash. if you like rock’n’roll punk à la Vibrators or Heartbreakers and happen to be able to stay in  berlin this weekend, this concert is a must, with admission for a meager 6 euro.

by the way, most of the info given here is also available in english on pvc’s myspace site. their homepage has a few more recent recordings. finally, youtube has some nice 1978 live footage of „Wall City Rock“.



4 Responses to “pvc: some kind of fun (demo, 1979) + abschiedskonzert?”

  1. besten dank für die Info,
    werds leider nicht so spontan nach Berlin schaffen, schade…

    Das „some kind of fun“ vom demo ist ein absoluter Kracher, hammer!

    haste das demo komplett, wär geil!

  2. hähä, jona, irgendwie wundert’s mich nicht, dass du’s haben willst :)

    prinzipiell habe ich nix dagegen, aber ich muss das erstmal mit gerrit meijer absprechen. wenn der nix dagegen hat, landet das schätzchen auf einem upload-server.

  3. wär sehr geil!
    schon mal angefragt?
    Ich nerv maln bisschen, das ’some kind of fun‘ läuft schon seit Tagen.
    wenn der Rest des Tapes genauso geil is, dann müsste das PVC in Bestform sein.

  4. 4 Ottho

    Hallo, habe damals PVC bei RIAS 2 gehört ca.1979. Irgendein Konzert. Hat jemand Live-Aufnahmen?? Kann mich noch an Songs wie: Waves, No Return, Control erinnern. Die Studio-Fassungen bringen´s irgendwie nicht so. Gruß


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